Ich sage immer, das reine Handarbeiten so teuer sind, dass man sie nicht bezahlen kann. In den Gruppen von Facebook findet man häufig Diskussionen dazu. Meist sind es Menschen, die gefragt werden, ob sie für Freunde oder Kollegen etwas herstellen würden und was sie dann bekommen würden. Diese Frage wird dann gern an die Community gestellt:
Was nehmt ihr für Handarbeiten?
Hier müssen wir uns zuerst die drei Gruppen anschauen, welche sich für die Arbeit bezahlen lassen. Denn so unterschiedlich diese sind, so unterschiedlich sind dann auch die Preise.
Handarbeit im Vollerwerb
Diese Menschen leben von ihren Arbeiten. Oder zumindest möchten sie dieses. Sie haben sämtliche Kosten von Gewerbeschein, über Anmeldung bei der Industrie- und Handelskammer sowie der Handwerkskammer bis hin zu Krankenkassen und Versicherungen. Dazu kommen noch verschiedenen Lizenzen, Gebühren (Verkaufsplattformen), Steuern, Rücklagen und Nebenkosten wie Strom und Heizung.
Sie haben zum Teil auch noch entsprechende Vorgaben zu erfüllen, wie Textilkennzeichnungen oder CE – Kennungen. Dieser aufwand ist schon enorm und sollte nicht unterschätzt werden.
Bis man hier einen wirklichen Gewinn erwirtschaftet muss man schon einiges an Zeit aufwenden und wenn man hier einen vernünftigen Stundenlohn ansetzen würde ….
Dazu kommt ja dann auch noch das Material. Das betrifft alles, was man zur Herstellung benötigt. Meist ist es dann auch etwas hochwertigere Wolle – oder Stoffe oder was auch immer.
Allein aufgrund der Nebenkosten ist der Preis bei denen um einiges Höher. Es wird gern als „unverschämt“ oder gar „die Kunden ausnehmen wie eine Weihnachtsgans“ bezeichnet. Aber seinen wir einmal ehrlich: wenn ich an einer Decke 120 – 130 Stunden an Arbeitszeit investiere, die Wolle 90 – 150€ kostet und noch einmal die Anleitung draufkommt, kann man wohl kaum erwarten, dass man die Decke für 50 oder 100 Euro bekommen kann.
Daher diskutiert diese Gruppe der Hersteller schon recht deutlich, wenn die Kalkulation kritisiert wird und im selben Atemzug ein Preis genannt wird, der gerade einmal die Materialkosten abdeckt.
Die Herstellung im Nebenerwerb
Hier sind zwar auch noch ein Gewerbe angemeldet. Manchmal auch noch IHK und HWK. Eventuell noch eine Versicherung und die eine oder andere Lizenz.
Aber dies Gruppe hat noch eine Tätigkeit, welche das Leben (mit der Krankenkasse) finanziert. Die monatlichen Fixkosten sind hier also schon einmal gedeckt.
Die Handarbeiten werden aus Spass gemacht und die Preise können direkt ganz anders kalkuliert werden. Sie sind noch in einem faireren Rahmen, aber durchaus schon niedriger als im Vollerwerb.
Diese Gruppe diskutiert gern einmal in beide Richtungen. Zum einen wenn die niedrigen Preise dort Aufträge abziehen. Auf der anderen Seite auch, dass die Preise für den Vollerwerb zu hoch sind, weil man es dafür ja schon im Laden kaufen kann.
Ohne alles und immer vorn mit dabei
Das sind dann die Menschen, die ihr Haushaltsnettoeinkommen gern erhöhen möchten und Handarbeiten/Handwerkeln, weil sie Spaß daran haben.
Wenn man im Jahr unter einem Gewinnetrag von 410€ bleibt, ist dagegen auch nichts einzuwenden. Dann fällt die Tätigkeit noch unter Liebhaberei und bleibt Steuerfrei. Allerdings sollte man darauf achten, dass man hier nicht in die Steuerfalle tappt. Eine Serienproduktion von Socken fällt dann schnell in den Bereich von Gewerben, weil das Finanzamt davon ausgeht, dass es zur Gewinnerzielung hergestellt wird.
Man sollte also darauf achten, wie sich der Gewinn entwickelt. Hier sollte man die Ausgaben von den Einnahmen abziehen. Ein Kassenbuch oder eine einfache Buchhaltung kann an der Stelle nützlich sein.
Weiterhin sollte man an dieser Stelle nicht vergessen, dass die Anzeigen und Verkaufsportale seit Januar auch private Verkäufe an die Finanzbehörden melden müssen. Da fällt so eine Tätigkeit ohne Gewerbe durchaus schneller auf.
Diese Gruppe versucht natürlich mit allen Mitteln die Preise der Menschen im Vollerwerb als Wucher darzustellen. Der Grund liegt darin, dass die gekaufte Wolle meist von den Discountern oder billigeren Anbietern gekauft wird und damit einen günstigeren Preis hat – allerdings auch eine mindere Qualität.
Auf der andere Seite machen diese aber auch den Preis auf dem Markt kaputt. Jedem sollte klar sein, dass man für ein paar Socken mit 10€ nicht wirklich weit kommt. Das ist zwar für den Verkäufer super, wenn er dann mehr Kunden bekommt. Allerdings ist es weit weg von Fairness.

Es kann also keinen festen Preis für eine Sache geben
Auch bei mir kann man Handarbeiten gern beauftragen. Ich bin dabei flexibel und kann ja einiges. Aber auch ich kann nichts verschenken. Obwohl ich tue es ja hier und da und das dann auch gerne. Aber Wolle, Stoffe, Garne und weiteres Zubehör kosten nun einmal nicht gerade wenig Geld.
Da ich nicht nur am Tag werkel, sondern auch am Abend brauche ich Strom. Gut meine Lampe verbraucht nicht viel und mein Tablet – auf dem ich mir die Anleitungen anschauen, wenn ich sie nicht in Papierform bekommen – lade ich auch nur einmal am Tag. Im Winter brauche ich eine Heizung und Gas kostet. Ich arbeite meist in einem separaten Zimmer, welches sonst nicht beheizt werden würde.
Dazu kommt meine Arbeitszeit und Rücklagen, für Gebühren, Lizenzen und Steuern.
Im Blog werde ich fertige Projekte vorstellen und dort auch immer verschiedene Preiskalkulationen mit angeben. Diese zeigen dann die Entwicklung der Preise mit den verschiedenen Nebenkosten. Vom ausschließlichen Materialpreis, Über diesen mal 2 oder 3 bis hin zur genaueren Rechnung ist einfach alles dabei.
Ich kann an dieser Stelle schon einmal vorwegnehmen, den Preis mit einem Arbeitsstundenlohn, wird tatsächlich kaum jemand bezahlen. Diese fallen sehr schnell in den Bereich von 1000€ und mehr, denn der Arbeitslohn müsste mindestens 20€ betragen.
Wer allerdings Handarbeit zu schätzen weiß, der wird bei der Frage nach dem Preis auch eine faire Entlohnung anbieten. Für Phantasiepreise gibt es je nach Qualität nach oben und unten keinen Grenzen. Man kann versuchen zu verhandeln, aber man sollte schon schauen, dass man sich der Fairness halber im mittleren Preissegment eingliedert.
Selbermachen versus kaufen?
Natürlich vergleiche ich auch die Preise von Dingen aus dem Laden. Besonders bei Pullover im Moment. Hier liegen de Exemplare aus reiner Schurwolle durchaus auch bei 150 Euro aufwärts. Wenn ich mir diesen für mich selber mache, bekomme ich ein Unikat. Die Wolle liegt dann gern im selben Preissegment. Manchmal bekomme ich es billiger, wenn ich ein gutes Angebot erwische. Aber mit der Arbeitszeit, Strom und Gas, wird es dann wieder etwas teurere. Aber ich habe nicht nur ein Unikat, sondern kann auch auf mein Mass genau arbeiten.
Ich weiß, dass vielen Menschen die Zeit, die Geduld, das handwerkliche Geschick oder die Geduld fehlen. Genau deshalb fragen Sie ja nach Hilfe. Wenn man nun die Wolle und die Anleitung selber kauft und nur noch von jemanden herstellen lässt, kann man die Kosten ganz anders beurteilen und kalkulieren. Alle die leidenschaftlich gerne stricken werden wissen, wovon ich reden.
Fragen kostet nichts
Ich teile gern mein wissen und ich zeige natürlich auch wie man es machen kann. Gern auch, wie ich einfacher bewerkstelligen kann. Genauso gern zeige ich meine fertigen Sachen. Selbst dann wenn sie ein Muster sind und völlig schiefgegangen sind. Ich kann halt auch über mich selber lachen. Das eine oder andere kann man ja meist dann noch irgendwie retten, so dass es gar nicht mehr so schlimm ist.
Besucht mich gern auf Facebook mit der Initiative Handarbeiten.
Ich bin im übrigen auch der Meinung, dass Anleitungen gern etwas kosten dürfen. Auch wenn ich mich super gern von Pinterest inspirieren lasse. Ich kaufe auch gern hier und da mal Bücher. Im Moment mag ich Musterbibliotheken mit Strickmuster . Ich selbst muss mit meinem Taschenrechner immer mal wieder Angebote vergleichen. Aber egal ob Stricken, Häkeln, Weben, Sticken, Knüpfen, Nähen oder etwas ganz anderes, es ist meine Insel der Entspannung.
Arbeit darf auch Spass machen. Soll sie sogar, weil nur dann kann man so wirklich produktiv sein.
Wer sich an der Stelle erkenntlich zeigen möchte, kann eine kleine freiwillige Spende geben und jede dieser Spenden kommt zu 50% einer gemeinnützigen Organisation zu gute. Die andere 50% nutze ich für Tests und Vorstellprojekte – denn alles kostet nun einmal Geld und Zeit.