Colorwork – Was macht zum Angstgegner?

In der Handarbeit ist Colorwork nicht so selten zu finden, wie es den Anschein macht. Allerdings taucht es nicht immer mit dem Namen Colorwork auf. So kommen die Bezeichnungen Fair Isle, Jaquard, Isländer oder Norweger auf. Eher selten zu finden Celtic Cable. Diese aber auch nur, weil es diese Technik auch einfarbig geht.

Was ist nun so schwierig an Colorwork und warum trauen sich dort so viele Menschen gar nicht erst ran?  Geht es nur in Runden oder kann man es auch in Reihen stricken? Wie sollte man die Fäden sortieren? Wie halte ich die Fadenspannung? Was ist besser um die Fäden mitzunehmen? Schauen wir uns das Thema einfach mal genauer an.

Handarbeit in Colorwork

Colorwork ein Handwerk mit vielen Namen

Wenn ich mit mehreren Farben stricken streiten sich die Geister, was ich nun stricke. Für die einen ist es Fair Isle, was eine kleine Insel bezeichnet, die zu Schottland gehört. und wo bestimmte Muster entworfen wurden. Jaquard bekommt seinen Namen eher durch die Bindungstechnik bei Stoffen, welche dann komplexe Muster haben. Isländer und Norweger sind dann auch eher bestimmten Muster, die dort häufiger verwendet wurden.

Das allerdings die Dänen, Schweden und Finnen auch eigene Mustersammlungen hatten oder auch die Schotten und Irren, ist dort mit der Zeit etwas untergegangen. Genauso wie das lettische stricken ebenso immer etwas in den Hintergrund rückt, aber wunderschöne Muster ergibt.

Aus dem Grund fasse ich es – nur für mich – unter Colorwork zusammen. Dort gibt es ja auch noch andere Techniken, um mit zwei Farben zu stricken. DoublefaceIntarsien und Brioche  zum Beispiel.

Alles in allem kann man von einfachen Musterfolgen bis zu komplexen Bildern alles entstehen lassen. Wer kennt sie nicht, die Katze* von der Lumi Karmitsa. Sie ist inzwischen so oft gestrickt worden und das Zählmuster bekommt man schnell auf verschiedenen Seiten als Anleitung kostenlos.

Schauen wir uns jetzt mal die großen Problembereich dieser Stricktechnik an.

Farben sortieren und die Spannung halten

Gerade wenn die Farben immer mehr werden, ist es mit dem sortieren nicht mehr ganz so einfach.

Es gibt die Möglichkeit die Farben einfach hinter der Arbeit zu wechseln. So hat man immer nur einen Faden auf dem Finger und der Rest liegt hinter der Arbeit. Hier sollten man schauen, dass man die Sortierung immer beibehält, weil es sonst im Muster unruhig werden könnte. Viel wichtiger ist hier allerdings, darauf zu achten, dass die abgelegten Fäden regelmäßig „verarbeitet“ werden. So kann im Hintergrund eine gleichmäßige Spannung erreicht werden. Diese Spannung im Hintergrund sorgt dafür, dass die Fäden nicht zu lose herumhängen und reißen könnten oder dass sich das Strickstück verzieht. weil ein Faden zu fest gezogen wurde. Diese Technik eignet sich für mehr als zwei Farben.

Je ein Faden auf jeder Hand. Ich gestehe, dass kann ich nicht. Hier gehört schon etwas Übung dazu. Beide Zeigefinger werden mit der Führung eines Fadens betraut. So soll es einfacher sein, die Spannung zu halten und eigentlich soll die Arbeit schneller gehen. Ich persönlich bekomme es nicht hin und breche mir die Fingern.

Beide Fäden auf einen Finger …. auch das bekomme ich nicht so gut hin. Kurzzeitig geht es. Ich persönlich lege einen Faden von vorn und den andere von hinten über den Zeigefinger. So kann man sie etwas von einander Trennen.

Ich persönlich bin Fan von Strickringen*. Es gibt sie in verschiedenen Ausführungen. Ich habe einen für 4 Fäden und mein Lieblingsring mit 2 Fadenführungen. Ich warte im Moment auf ein ganz neues System von Ring, der bereits angekündigt, aber noch nirgends zu bekommen ist. Diese soll für 3 Fäden sein und soll eine flexible Schiene für die Hautfarbe haben, damit man diese hinter die anderen Fäden legen kann.

Auf YouTube gibt es viele Videos dazu. Diese kann ich hier gar nicht alle einfügen. Silvia Rasch zum Beispiel hat immer sehr wundervolle Tipps zu dem Thema auch zum mehrfarbigen Stricken.

Farbdominanz und Farbwärme

Wer sich mit dieser Technik beschäftigt, wird um das Thema der Dominanzen irgendwann nicht mehr herumkommen. wie ich schon sagte, arbeite ich am liebsten mit 2 Farben und einen Strickring. Meine gewählt Musterfarbe finden seinen Platz bei mir immer in der Linken Führung und die Hauptfarbe immer rechts.

Anders als bei einem Pulli ist es bei Socken manchmal so, dass man die Haupt- und die Musterfarbe gar nicht so einfach unterschieden kann. Hier muss man dann schauen, was man deutlicher sehen möchte. Diese Farbe kommt dann nach Links – bei mir.

Wichtig ist, dass die Farben immer gleich angeordnet sind, weil es sonst passieren kann, dass das Muster unruhig wird.

Wenn man sich nun die Farben für verschiedene Muster zusammenstellt sollten man auch auf die Kontraste achten. Hier hat das das Thema der Farbwärme im Verlauf anschauen. Hier kann man sich schon bei der Auswahl der Wolle schauen wie es ausschaut. Selbst wenn man knallige Kontraste haben möchte.

Man legt die gewünschten Farben nebeneinander und schaue sich das ganze in einer „typischen“ schwarz weiß Fotografie an. Wie harmonisch wirken dort die Farben? Gehen sie gut mit einander oder „knallt“ dort etwas kräftig heraus? Dann wäre vielleicht ein anderer Farbton dieser Farben besser.

Man kann sich auch gut an den nordischen Farbkonzepten von Einrichtungen orientieren. Aber es gibt auch kein „du musst“. Wer es lieber knallig mit scharfen Kontrasten mag, kann sich auch austoben.

Ladderback oder einweben der Fäden

Hier streiten sich die Geister.

Ich war bisher immer Team einweben. Das ging schnell und ich hatte dort meine Rhythmus. Bis vor ein paar Wochen wusste ich ehrlich gesagt gar nicht was Ladderback ist. Ich hatte es immer wieder auf Facebook gelesen.

Dieses Video hat mir die Technik (an der Katze von Lumi) nahe gebracht. Es schien mir eigentlich sehr einfach. Ich persönlich denke auch, dass es für Anfänger einfacher ist, weil sie durch die „Hintergrundmaschen“ nicht daran denken müssen, dass der Faden alle 3 oder 5 Maschen eingewebt werden muss.

Ich habe es mit einweben gelernt und für mich – ich probiere es gerade aus – ist Ladderback etwas problematisch. Es erfordert gerade mehr Konzentration. Aber ich muss gestehen, dass es vom Maschenbild und bei der Version „schöner“ ist und das Strickstück noch etwas Dehnung erhält. Das ist ja gerade bei Socken gern einmal ein Problem, dass sie zu eng werden.

Hier im Blog werden ich über mein Ladderbackexperiment noch einmal genauer berichten. Es ist auch eine Socke von Lumi Karmitsa, allerdings aus dem Buch „Wild Mittens, unruly Socks 3“*

In Reihen oder in Runden stricken?

Hier wird man einhellig die Antwort erhalten, dass man Colorwork nur in Runden Stricken kann. Am Ende der Runde – was dann die Reihe wäre, wenn das Werk am Ende nicht Rund ist wie bei einer Socke – wird ein Steek mit zusätzlichen Maschen eingearbeitet, welche man am Ende sichert und aufschneidet.

Das ist sicherlich auch die einfachste Art, weil man „nur“ mit der Vorderseite arbeitet und die Fäden immer hinten mitlaufen. Aber man beim Colorwork Stricken tatsächlich auch in Reihen arbeiten. Am Anfang ist es etwas komplizierter, weil man auf die Fäden aufpassen muss. Die Rückseite wird dann ganz normal mit linken Maschen gestrickt. Die Fäden werden vor der Arbeit mitgeführt und beim Zählmuster muss man auf der anderen Seite beginnen, man ist ja sozusagen am Reihenende und arbeitet wieder zurück zum Anfang.

Im Grunde sollte man ausprobieren, womit man besser zu recht kommt. Bei den meisten Menschen die mehrfarbig stricken ist es tatsächlich in Runden. Ich muss gestehen, dass ich jetzt gar nicht weiß, ob es dort eine genaue Anleitung gibt, wie es in Reihen gemacht wird. Wenn es Euch interessiert, lasst es mich wissen, dann erstelle ich euch eine Anleitung kostenlos via YouTube oder so. Denn eigentlich ist in Reihen stricken wirklich nicht schwerer als in Runden stricken mit Steek.

Intarsien, Brioche (Patent), Mosaik, Illusion und Doubleface

Diese Techniken sind eigentlich etwas anderes und viele Menschen würden sie Gar nicht zum Colorwork im eigentlichen Sinne dazu zählen. Dabei sind sie nicht weniger interessant oder gar weniger schön. Eher im Gegenteil.

im Grunde würde ich sagen, dass sie etwas einfacher sind. Obwohl man das so auch nicht sagen kann. Bei Brioche habe ich auch schon sehr geflucht und geschimpft. Dort gibt es ja auch zwei Möglichkeiten, diese zu arbeiten. Hier die übliche Umschlagmethode oder – was ich eher mag – mit tiefgestochenen Maschen. Es erfordert einiges an Konzentration, besonders wenn noch Zu- oder Abnahmen in dem Muster erfolgen. Der einzige Vorteil, man strickt immer nur mit einer Farbe und wechselt diese entsprechend ab.

Beim Mosaik stricken hat man auch immer nur eine Farbe und wechselt diese mit jeder Reihe oder Runde. Eher bekannt sein dürfte das Mosaik häkeln aber ja man kann es tatsächlich auch stricken. Hier wird dann das „Stäbchen“ zu einer abgehobenen Masche. Hier kann man auch in Runden Reihen in Runden mit Steek oder in Runden arbeiten. Das mit dem Steek geht im Übrigen auch beim Häkeln, wenn man die Fäden nicht immer am Ende abscheiden und am Anfang neu ansetzen möchte (das spart etwas Garn, aber am Ende muss man die Fäden dennoch verstecken)

Illusionsstricken ist zwar Colorwork, aber ich glaube mit die einfachste Technik in diesem Bereich. Hier werden immer 2 Reihen/Runden mit einer Farbe gearbeitet und dann die Farbe gewechselt. Die einzige Aufgabe der Konzentration ist der Punkt dass in einer Reihe Maschen in Rechts und Links gezählt werden müssen.

Handwerk Illusionsstricken
Motiv und Garn im Set von der Garnmanufaktur

Intarsien sind ja für viele in Runden ein Alptraum. Dabei kann man das ganz einfach durch wenden der Arbeit lösen. Man würde also in Reihen arbeiten und so immer von Faden zu Faden arbeiten und wieder zurück. Das ist deutlich einfacher, als den Faden über lange Strecken mitzunehmen oder in jeder Runde neu anzusetzen und die Enden alle einzuweben oder zu vernähen. Ich habe immer gesagt, wenn ich eine neue Technik kennengelernt habe: warum einfach, wenn es auch schwer geht!

Doubleface ist sehr interessant. Es eignet sich für Kissen, Decken, Tücher, Schals Mützen, aber auch für wirklich warme Kleidung., wie Pullover. Ja bei dieser Technik braucht es doppelt soviel Material. Man arbeitet direkt mit einem Positiv und einem Negativ in einem. Die Fäden werden nicht gesehen, denn sie verschwinden im Inneren. Es braucht etwas Konzentration, weil man einen ständigen Farbwechsel und Maschenwechsel hat. Man kann hier tatsächlich ein Reihen und in Runden arbeiten. Das fertige Wendewerk ist immer gigantisch. Ich habe tatsächlich auch schon Doubleface mit Illusionsstricken kombiniert – das brauchte dann wirklich Geduld, besonders wenn man es dann noch so abgewandelt hat, das Vorderseite und Rückseite verschiedene Bilder ergaben.

 

Fazit zum mehrfarbigen Arbeiten in der Handarbeit

Es gibt viele Möglichkeiten. So ist wahrscheinlich für jeden etwas dabei, was ihm liegt und Spaß macht. Einige sind absolut Anfängertauglich, bei anderen braucht es etwas Übung und wieder andere sind dann eher „Königsklasse“. Man sollte sich auf keinen Fall entmutigen lassen, weil man alles lernen kann.

Übung macht eben den Meister. Es braucht manchmal etwas Geduld und es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Ich selbst hänge seit 40 Jahren – es könnten auch noch 2 – 3 Jahre mehr sein – an der Nadel (egal ob Häkelnadel oder Stricknadel) und auch ich entdecke immer etwas Neues. Meist stolpere ich über interessante Werke und darüber über neue Techniken. Oder ich lese eine Empfehlung und probiere dieses dann auch mal aus.

Ob ich dann bei bleibe oder es etwas für mich ist, entscheidet sich dann. Manches interessiert mich dann auch nicht so wirklich und ich wiederhole es nicht. Aber bei mir ist es auch immer in Phasen, was ich gerade mag und was nicht. Ich brauche Abwechslung, sonst wird mir schnell langweilig und das nimmt einem dann die Lust.

ich hoffe, ich konnte euch hier einen kleinen Einblick geben und hoffe, dass der eine oder andere seine Angst vor mehrfarbigen Stücken verliert und sich traut. Wenn Ihr etwas bestimmtes genauer erklärt haben möchtet, nehmt gern mit mir Kontakt auf und sagt mir, was ich für euch machen, erklären oder „aufarbeiten“ soll. Ich schau dann, dass ich es umsetzen kann.

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Colorwork – Was macht zum Angstgegner?

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Daniela Schurig